Die Kinder des Thot (digital)

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Zwei junge Boten aus Ägypten, ein Sternenweiser und eine Herzheilerin, brechen auf, um ihre Weisheit fernen Völkern zu bringen. Durch Reiche mit radikal unterschiedlichen Glaubenssätzen entdecken sie, dass wahres Wissen sich anfühlt, sich teilt, sich anpasst. Eine Initiationsreise, bei der die alte Weisheit die Vielfalt der Welt trifft, und bei der das Gleichgewicht die höchste Form der Wahrheit wird.

Die Kinder des Thot (digital)

Gesandt vom Tempel von Philae, Hor-Ka, der Himmelskartograf, und Merytnout, die Seelenheilerin, verlassen die vertrauten Ufer des Nils zu einem außergewöhnlichen Auftrag: Die Weisheit Ägyptens jenseits seiner Grenzen tragen. Durch das Ägäische Meer, die farbenfrohen Paläste Kretas, die salzigen Wüsten Babylons und die hethitischen Festungen entdecken sie Welten, in denen die Götter andere Sprachen sprechen, in denen die Macht durch Angst oder Spektakel bekräftigt wird. Bewaffnet mit ihrem heiligen Wissen – der Himmelsmessung und dem Hören des Herzens – lernen sie, dass die wahre Weisheit im Dialog gelebt wird, in der geduldigen Übersetzung einer Welt in die andere. Jede Bevölkerung, der sie begegnen, bieten sie die Harmonie von Ma'at, dieses lebendige Gleichgewicht zwischen den Menschen, den Göttern und der Welt, gewoben mit Respekt und Zuhören.Die Kinder des ThotEs ist eine Initiationsgeschichte, in der das Aufeinandertreffen mit dem anderen zum Spiegel des Selbst wird und bei der jeder Schritt ins Unbekannte den Wanderer für immer verändert.


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Description

Gesandt vom Tempel von Philae, Hor-Ka, der Himmelskartograf, und Merytnout, die Seelenheilerin, verlassen die vertrauten Ufer des Nils zu einem außergewöhnlichen Auftrag: Die Weisheit Ägyptens jenseits seiner Grenzen tragen. Durch das Ägäische Meer, die farbenfrohen Paläste Kretas, die salzigen Wüsten Babylons und die hethitischen Festungen entdecken sie Welten, in denen die Götter andere Sprachen sprechen, in denen die Macht durch Angst oder Spektakel bekräftigt wird.

Bewaffnet mit ihrem heiligen Wissen – der Himmelsmessung und dem Hören des Herzens – lernen sie, dass die wahre Weisheit im Dialog gelebt wird, in der geduldigen Übersetzung einer Welt in die andere. Jede Bevölkerung, der sie begegnen, bieten sie die Harmonie von Ma’at, dieses lebendige Gleichgewicht zwischen den Menschen, den Göttern und der Welt, gewoben mit Respekt und Zuhören.Die Kinder des ThotEs ist eine Initiationsgeschichte, in der das Aufeinandertreffen mit dem anderen zum Spiegel des Selbst wird und bei der jeder Schritt ins Unbekannte den Wanderer für immer verändert.

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Seitenzahl

48

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Kapitel 1: Das Versprechen des Lapislazuli

Philae, zwanzig Überschwemmungen nach der Geburt der Zwillinge, atmete nicht nur die alte Weisheit; es pulsierte mit neuer Jugend. Die Steine des Tempels, von Jahrhunderten und Gebeten poliert, schienen die vollkommene Harmonie von Ma’at auszustrahlen, jenes kosmische Gleichgewicht, das jeder Priester, jede Pflanze und jeder Stein zu erschaffen trachtete.

Hor-Ka, auf den von der Morgensonne erwärmten Platten kniend, betrachtete die Säule vor sich. Er las sie, spürte in ihr die ruhige Stärke der Djed-Säule, die Wirbelsäule des Osiris, dieses Versprechen der Stabilität angesichts des Chaos. Sein Finger folgte den Kraftlinien, wie ein Schreiber, der nach dem göttlichen Gedanken sucht, der die Materie ordnet. “Alles Beständige,” hatte ihm sein Vater, Khnoumhotep, beigebracht, “ist ein Gleichgewicht zwischen Gewicht und Schwung.” Hor-Ka, Erbe der Logik und der Struktur, suchte dieses Gleichgewicht überall, überzeugt, dass die wahre Macht darin bestand, die vollkommene Ordnung der Welt dort oben hier unten Wirklichkeit werden zu lassen.

Ein Hauch von Jasmin und feuchter Erde riss ihn aus seiner Konzentration. Er musste sich nicht umdrehen.

“Wenn du diese Säule noch perfekter machen willst, als sie ohnehin schon ist, wird sie sich am Ende noch beleidigt fühlen,” sagte eine sanfte, spöttische Stimme.

Merytnout stand hinter ihm, einen Korb aus Leinen mit Heilkräutern am Arm. Ihre Hände, im Gegensatz zu denen ihres Bruders, die nach der Perfektion der Linie strebten, waren mit Erde und Blütenpollen bedeckt. Sie kam aus den Gärten, wo sie gesammelt und mit dem Ka, der Lebenskraft jeder Pflanze, gesprochen hatte. Sie hatte die Kräuter gebeten, ein Stück ihres Ânkh, ihres Lebens, zu teilen, um das Fieber eines jungen Lehrlings zu lindern. Das war das ganze Erbe ihrer Mutter Ipy: zu wissen, dass Heilung kein Akt der Macht ist, sondern eine wiederhergestellte Harmonie.

Hor-Ka stand auf und lächelte. “Perfektion wird nie erreicht, sie geschieht in jedem Augenblick. Du störst sie mit deinen Gesängen.”

Merytnout brach in ein kristallklares Lachen aus, das eine Schar Spatzen aufscheuchte. “Meine Gesänge stören die Ordnung nicht, Bruder. Sie erinnern den Stein daran, dass er lebendig ist.”

Sie nahm seinen Arm, ihre Verbundenheit war offensichtlich. Sie waren die Dualität in Fleisch und Blut: er, die Djed-Säule, die stabile Struktur; sie, der Lebenshauch, der die Dinge miteinander verbindet. Zusammen bildeten sie eine kohärente Einheit, eine Synthese.

Ihr Geplänkel wurde durch eine Gegenwart unterbrochen, deren Schweigen die Dichte eines in einen Brunnen fallenden Steins hatte. Nebamon stand am Eingang des Hofes. Er trug die Geschichte des Tempels in sich: sein Körper war der eines Mannes, der gegen die Strömungen des Nils und die noch gewalttätigeren seiner eigenen Eifersucht gekämpft hatte. Ehemaliger Rivale ihres Vaters, war er zum Hüter der Prüfungen geworden, und sein wettergegerbtes Gesicht lächelte nie, denn für Prüfungen gibt es keinen Platz für Leichtigkeit. Doch in seinem Blick auf sie lag keine Härte. Es war eine offene Anerkennung, die Anerkennung eines Veteranen für zwei junge Soldaten, die von ihrer ersten Schlacht zurückkehrten, das Herz und der Geist beladen mit unsichtbaren Narben und Trophäen. Sein Blick auf die Zwillinge war von tiefem Respekt geprägt.

Das Boot des Wesirs hatte angelegt, und der Hohepriester verlangte nach euch, sagte er schlicht.

Die Luft erstarrte schlagartig. Sie durchschritten die Tempelhöfe, ihre Schritte wurden schwerer auf den Steinplatten, jeder Widerhall schien ihnen ein Stück ihrer Unbeschwertheit zu rauben. Die gewaltige Hypostylhalle verschluckte sie in ihrem Wald aus Stein. Monumentale Säulen, gleich riesigen Bäumen, reckten sich in ein heiliges Halbdunkel, nur selten durchbrochen von schräg einfallenden Lichtstrahlen, die den Staub in schwebendem Gold verwandelten. Die Luft war kühl, erfüllt vom Duft erkalteten Weihrauchs und der Ewigkeit des Steins.

Dort, im Herzen dieser lastenden Stille, erwartete sie der Wesir. Ein so alter Mann, dass sein Gesicht wie das ausgetrocknete Bett eines Flusses wirkte, jede Falte ein Zeugnis von Überschwemmung oder Dürre. Sein Blick trug die Erschöpfung ganz Kemets. Zu seinen Füßen lagen zwei Gegenstände, deren Schlichtheit im Kontrast zur Pracht des Ortes stand: eine Zedernholzschatulle, deren harziger Duft in der Luft hing, versiegelt mit einem Leinenfaden und einer Tonpastille, daneben eine Papyrushülle schlicht verziert mit dem Udjat-Auge, das über ihren Inhalt zu wachen schien.

Hor-Ka, Sohn des Khnoumhotep. Merytnout, Tochter der Ipy, begann der Wesir. Seine Stimme, obwohl leise, hallte in der Halle wider, ihr Gewicht war spürbar, jedes Wort schien mit Jahrhunderten der Geschichte beladen. Der Pharao, möge sein Leben ewig und gedeihlich sein, hat in euch mehr als ein Erbe gesehen. Er hat eine Möglichkeit gesehen. Und die wahre Macht, das wisst ihr, besteht darin, Möglichkeiten Wirklichkeit werden zu lassen.

Er schwieg einen Moment, musterte sie mit einem Blick, der ihre Jugend zu durchdringen schien, bis hin zur Seele ihrer Eltern. Der Frieden mit der großen Stadt Babylon ist etwas Fragiles, wie ein Papyrus im Wind. Wir wollen ihn in Ma’at verwandeln, so solide wie diese Säulen. Der Pharao wünscht eine feste Brücke des Wissens zu bauen, eine Verbindung, damit unsere Völker sich besser verstehen und von ihren jeweiligen Wissensschätzen profitieren.

Er deutete auf die Papyrushülle, das dunkle Leder verschluckte das Licht. Hier befindet sich der Gedanke von Kemet, die Weisheit des Thot. Die Sternenkarten, die das Spiegelbild unserer Welt sind, die Messung der Zeit, die das Chaos ordnet. Ihr werdet die Struktur unserer Welt tragen.

Dann legte seine pergamentene Hand sich mit unendlicher Ehrfurcht auf die Zedernholzschatulle. Und hier, ihr schlagendes Herz. Samen des Blauen Lotos von Philae, der den Geist öffnet und die Seelen verbindet. Ihr werdet das Leben unserer Welt tragen.

Das Gewicht der Mission drang in sie ein, machte die Luft, die sie atmeten, schwer und die Halle plötzlich erdrückend. Eine entscheidende Mission: Sie mussten Ma’at erschaffen, sie auf fremdem Boden zum Leben erwecken.

Ihr werdet die Stimme und das Herz von Kemet sein, schloss der Wesir. Geht in drei Tagen. Zeigt ihnen, dass unsere Größe keine Macht ist, die sich aufdrängt, sondern eine Harmonie, die sich anbietet.

Der Wesir zog sich zurück, seine Sandalen glitten geräuschlos über die Platten und ließen sie allein in der ohrenbetäubenden Stille der Halle zurück. Hor-Ka näherte sich den Gaben, sein Geist entwarf bereits eine sich entfaltende Karte, berechnete die Etappen der Reise, die Gefahren, die Logistik. Er spürte die Verantwortung, Thot zu vertreten, die Präzision der großen Prinzipien, die in Stein gemeißelt sind, und das Gewicht dieser Hülle war bereits das eines ganzen Reiches auf seinen Schultern.

Merytnout legte sanft die Hand auf die Zedernholzschatulle. Sie spürte den schlafenden Ka der Samen, eine ungeheure Lebensmöglichkeit, die darauf wartete, geweckt zu werden. Sie dachte an den Khepri, den Käfer des Werdens, und fragte sich, welche Form dieses Leben auf einem so fernen Land, unter einem fremden Himmel, annehmen würde.

Sie sahen einander an. Ihre Kindheit im schützenden Kokon von Philae war vorbei. Eine weite Welt, ein Ozean der Möglichkeiten erwartete sie. Draußen floss der Nil weiter, doch zum ersten Mal spürten sie, dass er sie nicht nur zum Delta führte, sondern weit darüber hinaus, zu den unendlichen Horizonten, wo sie selbst zu Schöpfern werden mussten.

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